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Aller Anfang ist ….Quatsch!

Herrje,

Jeder kennt doch das alte Sprichwort, von wegen: „Aller Anfang ist schwer“. Oder gar…wenn man es denn mit der fernöstlichen Tradition halten möchte: „Jede Reise, beginnt mit einem ersten Schritt.“ Lao Tse oder war das Tolkien und es stammt aus dem Hobbit? Egal, die Werke der beiden Autoren ähneln sich eh und die Message ist jedenfalls die Gleiche: Es fällt einem im Allgemeinen (und vielen auch im Speziellen) besonders schwer, den Arsch in Eigeninitiative hoch zu bekommen. Und was soll ich Euch erzählen? Ich bin da nicht viel anders. Zumindest, wenn man meine Mutter fragt und sie wehmütig an meine Pubertät zurückdenkt.

Seltsamerweise – oder auch gar nicht seltsamerweise – geht mir das bei meinen diversen Mopped-Projekten nicht so! Die RD im Gepäck, wir haben Sie liegend im Anhänger transportiert, da man an der eh nichts mehr kaputt machen konnte – (das erste Motorrad, dass jemals so respektlos von mir verladen wurde), kommen wir zu hause an und im Geiste lade ich das Teil schon aus dem Hänger und stelle es auf die Bühne, auf das der fein-bläuliche Zweitaktdunst meine Scheune und letztlich auch meine Nachbarn erfreut und entzückt.

Allerdings, und das darf man auf keinen Fall verschweigen oder gar kleinreden, gibt es bei jeder Restauration oder jedem neuen Projekt immer wieder zwei Hürden zu nehmen – zumindest wenn man verheiratet oder liiert ist und die Holde das Hobby des Liebsten nicht voll und ganz mitlebt: Die Argusaugen der Frauen! Kaum sind wir in den Hof eingebogen und haben die Handbremse des Fahrzeugs angezogen, schon kommen die Damen der Häuser aus den Türen wie Wiesel herausgeschossen und wuseln ameisengleich um Anhänger und Auto. Ich steige aus und werde mit vor allem skeptischen Blicken empfangen. Noch bestehen vollkommen unberechtigte Zweifel daran, dass wir diesen totalen Schrotthaufen käuflich erworben haben. Aber da täuschen sich die Mädels. Ich bin wie einer dieser unsäglichen Fliegenfänger, die von der Decke hängen und die nach Tod stinken. Einmal mit in Berührung gekommen, so gibt es kein zurück mehr….wenn ich einmal Witterung aufgenommen habe und ein Mopped begutachtet habe, so gibt es keine andere Möglichkeit mehr, als dass das Dingen sich am Ende in unserem Anhänger befindet. Koste es, was es wolle (vor allem meistens meine Würde :-)).

Beim Ausladen kommt dann also der Augenblick der Wahrheit. Unsere Frauen begutachten die neu erstandene Tochter des Hauses, beschnuppern sie und befinden sie für….Scheisse auf zwei Rädern (womit sie nun leider nicht so unrecht haben). Was nun? Ich beruhige alle mit der Erinnerung an meine allererste RD, die bei der Abholung auch nicht soo viel Besser aussah, ausser dem Umstand, dass es sich damals um eine RD in Kartons handelte. Aber diese 50er stieg auch wie der Phoenix aus der Asche auf und ihr 16-jähriger neuer Besitzer freute sich bei der Probefahrt einen Ast ab. Nachdem also die offizielle Begutachtung durch die Verantwortlichen abgeschlossen war, konnte ich das kleine Mopped in meinen Hof, genauer gesagt in die Scheune und auf die Hebebühne fahren. Und dann kommt mein Augenblick der Wahrheit. Wenn ich das erste Mal an einem Mopped den 10er Ringmaul ansetze und eine Schraube löse, dann zeigt sich irgendwie, ob wir beide miteinander können oder auch nicht.

Am Anfang einer Komplett-Restauration gibt es für mich genau zwei Fallstricke, in die ich gerne mal tappe. Ich bin so heiß, dass ich vergesse Fotos zu machen, einen Plan zu entwerfen, alle fehlenden Teile zu notieren, usw. Dann will ich nur schrauben, schrauben, schrauben. Die neue Technik in mich aufsaugen und verschlingen, verbessern und verschönern. Dann vergesse ich die Zeit, den Ort,die Nachbarn, Essen und Schlafen (das Trinken vergesse ich nicht, wär ja auch noch schöner!). Der Anfang, so empfinde ich das zumindest, ist nie das Problem. Es geht um das Dranbleiben oder, um die Wort von John Irving zu nutzen,: „Du musst besessen sein und besessen bleiben. (Englisch: You’ve got to get obsessed and stay obsessed.)!“ Ja, darum geht es. Soviel steht fest.

Und wie gesagt, es gibt für mich immer zwei extrem große Fallstricke, am Anfang einer Restauration. Der eine ist sich in den Details zu verlieren und das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Der andere Fallstrick, der mich auch schon eiskalt erwischt hat: einfach aufhören, wenn das Chaos ausgebrochen ist. Dann gibt es sogenannte „abgebrochene Restaurierungen“. Ist mir selbst auch schon passiert. Und dann bedingt eins auch noch schnell das andere: man verliert das eigentliche Ziel, das fertige Restaurations-Objekt aus den Augen, man sieht das Chaos, die tausend Teile um die man sich kümmern musste, weiß schon gar nicht mehr, wo, geschweige denn mit was man anfangen sollte. Ich selbst greife dann gerne zur Waffe der Verdrängung und stopfe mein begonnenes Projekt in Kisten und verlade diese auf den Dachboden meiner Scheune. Aber ganz ehrlich: wer hat schon Lust auf 10 Kisten ein komplettes Mopped wieder aufzubauen? Ich nicht.

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back to the roots

Hallo,

das RD-Fieber hat mich mal wieder gepackt…

 

Nachdem ich für einen kleinen Betrag eine wirklich sehr heruntergewirtschaftete Yamaha RD 50 M erstanden habe, schreibe ich nun hier ein kleines Restaurationstagebuch. Naja, eigentlich ist es mehr ein Zusammenbau-Tagebuch.

Aber schon das Erstehen der RD war, wie immer, eine Story, die erzählt werden muss. Und dann erst der wirklich sehr emotionale Abschied….aber Ihr habt schon Recht: eins nach dem anderen!

Nachdem ich also diese kleine RD im Westerwald auf ebay-kleinanzeigen für 300 Euro Verhandlungsbasis entdeckt habe, war ich hin und hergerissen, ob ich mich denn überhaupt dort melden soll. Ich meine, auf der einen Seite sind 300 Euro sind soo viel Geld, andererseits waren 300 Euro für diesen auf zwei Bildern dokumentierten Schrotthaufen schon eine Menge, zumindest wenn ich die Bilder richtig ausgewertet habe und darin bin ich eigentlich ganz gut.

Ich sah einen wirklich vollkommen abgeranzten Tank, auf den sich einmal jemand draufgestellt haben muss. Der Vorderradkotflügel war an mehreren Stellen durchgerostet. Eine feste Vorderradbremse, keinen Kupplungshebel, keinen Spiegel, verbogene Fußrasten, zertrümmerte Instrumente (sowohl beim Drehzahlmesser als auch beim Tacho sieht man abgebrochene Nadeln und zertrümmerte Gläser, was mir wirklich wehtut!), die Sitzbank liegt in Fetzen, der Hinterradkotflügel ist ebenfalls malade, der vermaledeite Gepäckträger hängt auf halb acht, der Rücklicht- und Blinkerhalter rostet vor sich hin. Ein Trümmerhaufen! Und das erkenne ich alles nur aufgrund der zwei Bilder zu der Anzeige. Ich entscheide mich, mich vorerst dort nicht zu melden und nicht nachzufragen, ob ich mir das Mopped mal ansehen kann, da der Aufwand sowohl für die Fahrt dort hin, als auch für die Restauration im Moment meine Lust auf die RDs übersteigt. Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass ich mir wirklich nur Projekte anschaue, bei denen ich auch wirklich eine feste, um genau zu sein, sehr feste Kaufabsicht habe! Wenn ich irgendwohin fahre, dann kaufe ich! Punkt!

Eines Tages also wurde mir die RD als „Preissenkung“ angezeigt und neugierig wie ich bin (bin ich, obwohl ich ein Mann bin!), schaute ich erneut in die Anzeige und siehe da, von den anfangs aufgerufenen 350 Euro blieb nun ein Betrag von 250 Euro übrig. Als Verhandlungsbasis. Darüber konnte man doch reden, fand ich. Eine Mail ließ nicht lange auf sich warten und so machten wir einen Besichtigungs-/Kauftermin aus. Der bis dato niedrigste genannte Preis belief sich auf 180 Euro. An einem Samstag nachmittag war es denn so weit, ein guter Freund und ich machten uns auf den Weg in den schönen Westerwald, eine Strecke die wir hier und da schon einmal für das ein oder andere Mopped riskiert hatten. Außerdem, und ich gebe zu, dass mich das selbst schockiert hat, funktionieren sogar im Westerwald Navigationsgeräte und google klappt tatsächlich auch.

Wir finden auch ziemlich schnell den Verkäufer und das Mopped. Die RD steht im Hof, angelehnt gegen eine Bank in der Sonne und gibt ein jämmerliches Bild ab. Alles, was ich auf den Bildern schon an Mängeln und defekten Teilenm gesehen habe bestätigt sich nicht nur, es verzehnfacht sich. Bei jedem Schritt, den ich dem Mopped entgegengehe, wird der Zustand schlimmer und schlimmer und ich stehe schließlich fassungslos mit offenem Mund vor der RD, die tatsächlich auch keinen Hauptständer mehr besitzt. DAS hatte ich auf den Bildern übersehen, aber Hauptständer habe ich noch irgendwo ein paar herumliegen.

Ich schaue mir in Ruhe das Wrack an, mein Freund stellt sich derweil in den Schatten, wo es erträgliche 32 Grad warm ist. Die RD scheint zu glühen, zumindest der vollkommen verbeulte schwarze Tank. Die Hinterradbremse ist jedoch auch kaputt. Im Prinzip gibt es nichts, was noch ganz zu sein scheint. Nichts! Was zur Hölle haben die mit dem armen kleinen Dingen wohl gemacht? Die Frage kann oder will mir der Verkäufer jedoch nicht beantworten. Ich schüttele immer wieder den Kopf und gebe wohl ebenfalls einen jämmerlichen, in mich zusammengesunkenen Anblick ab, aber ich bin enttäuscht und am Boden zerstört. Ich hatte ja durchaus ein paar Mängel erwartet, aber das hier übertrifft alles bisher Dagewesene. Was tun?

Mein Kumpel übernimmt, wie immer, die Verhandlungen. Das kann er richtig gut, hat heute jedoch hitzbedingt keine Lust dazu, deswegen wird sehr sehr schnell verhandelt und gefeilscht. Er meint, am Ende würden wir uns ja eh auf hundert Euro einigen, daher sollten wir alle das Gedöns abkürzen, ich dem Verkäufer hundert Euro geben und gut sei es. Der Verkäufer schaut mich hoffnungsvoll an und ja, er bekommt die hundert Euro.

Wow. Ne RD, wenn auch in jämmerlichem Zustand, für einhundert Euro. Von den angepeilten, erstmals aufgerufenen 350 Euro war keine Rede. Im Gegenteil: meine Ausführungen ob des wirklich schlimmern Zustandes und des sehr bescheidenen Auftretens der RD, mein fast unaufhörliches Kopfschütteln und meine Ratlosigkeit bezüglich eines Preisvorschlages meinerseits, haben anscheinend Wirkung gezeigt – und nichts davon war gespielt.

Wir legen die Yamaha in den Anhänger und machen uns auf den Heimweg. Ich jedoch weiß nicht, ob ich mich freuen oder ob ich weinen soll. Dieses Projekt wird mit Sicherheit mehr Zeit und Geld verschlingen, als ich anfangs gedacht hätte. Doch davon im nächsten Blog.