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Weida, weida, weida….

Patina oder wat?

Die wichtigsten ersten Schritte beim Restaurieren habe ich in der letzten Folge ja bereits beschrieben, heute jedoch möchte ich noch einmal einen Schritt zurückgehen, denn ich denke, dass es etwas sehr Fundamentales gibt, über das sich jeder, der vorhat ein Mopped oder ähnliches zu restaurieren, im Klaren sein sollte. Wenn möglich sogar VOR dem Beginn der Restauration. Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich mir darüber im Klaren war, welche Art der Restaurierung mir am Besten gefällt: vollkommener Neuaufbau oder Erhaltung der Patina? Klingt einfach, isses aber ganz und gar nicht. Wieso? Na, weil die Herangehensweise je nach Entscheidung eine vollkommen andere ist. Ich hab schon beide Möglichkeiten hinter mir, jedoch habe ich für mich festgestellt, dass ich eine gewisse Patina, sozusagen den optischen, zeittypischen Zustand, die Aufkleber, Beulen, Kratzer, Krickeleien, mag. Ein Kind der 70er sieht in meinen Augen erst richtig seventies-mäßig aus, wenn es genau diese Features besitzt und diese Besonderheiten in Form von witzigen, oder auch zu jener Zeit ernsten, Aufklebern und Statements unangetastet bleiben.

politisches Statement auf der RD

Nicht umsonst ist der Aufkleber “Atomkraft – nein Danke!” wieder auf immer mehr neuen Fahrzeugen zu sehen. In den 70ern und 80ern jedoch, war das, im Gegensatz zu heute, eine echte politische Aussage und konnte zu regen Diskussionen führen, währenddessen sich immer mehr Menschen in der Gegenwart, “dank” der Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima, der Gefahren dieser Technik bewusst sind. Nicht falsch verstehen, ich bin kein Technik-Negativist, aber dass die friedliche und nichtfriedliche Nutzung der Atomkraft, bzw. der Spaltung von Atomen, sehr risikoreich ist und im Falle eines Versagens aller redundanten Systeme zu Katastrophen von unglaublichen Ausmaßen führt, habe ich schon als Kind mit 12 Jahren begriffen. Mussten dennoch so viele Menschen sterben, damit ein Bewußtsein dafür geschaffen werden konnte? Ich weiß noch, wie meine Mutter, eine Frau mit einem sehr ausgeprägten Hang zum Opportunismus (den ich auch an mir immer wieder entdecke und mich furchtbar darüber aufrege, weil es das Schlechteste ist, das ich von all den schlechten Eigenschaften meiner Eltern übernommen habe. Aber ich glaube, es konnte gar nicht anders, als so,  kommen, da meine Erzeuger diesen überdurchschnittlichen Hang zum unterdurchschnittlichen Nachplappern und Ja-Sagen besitzen – im Falle meines Vaters besaßen – meine Mutter sagte also beim Anblick des gelb-roten politischen Statements gegen die Gefahren der friedlichen Nutzung der Atomkraft, herablassend, dass die Besitzer des Autos, auf dem dieses Stück glasklarer Meinung auf gar nicht klaren Scheiben klebte, sicherlich trotz Atomkraft fernsehen und elektrisches Licht nutzen. Naja, das beschreibt wohl relativ klar, wie meine Mutter es verstand mit einem einzigen Satz eine politische, dazu noch richtige Meinung zunichte zu machen. Ohne eine Begründung, ohne nachzudenken, einfach nur das Stammtischgemaule nachgeplappert. Und als Kind denkt man tatsächlich, dass sich die Erwachsenen Gedanken machen, bevor sie etwas sagen. Falsch gedacht.

Heimatliebe auf der RD

Aufkleber auf der RD

Entgegen vieler anderer Restaurateure mag ich jedoch solche Patina, diese Art der Aufkleber, oder auch Kratzer und Riefen in alten Tanks. Technisch werden meine Motorräder immer überholt und von hinten bis vorne durchgesehen. Ich habe auch wirklich nichts gegen Umbauten auf technische Neuerungen, zum Beispiel von Trommel- auf Scheibenbremse. Wobei ich ganz ehrlich sein muss: eine Scheibenbremse aus den 70ern hat nicht unbedingt eine bessere Wirkung als eine gut eingestellte, nicht glasig gebremste Trommelbremse. Wenn ich mir die Bremswirkung meiner Yamaha RS 100 ansehe, so muss ich tatsächlich feststellen, dass es schon einen Sinn hat, warum das Dingen nur 100 km/h schnell oder besser langsam ist: die bremst so gut wie gar nicht! Einmal bin ich damit über eine rote Ampel gefahren und wurde prompt von der Polizei angehalten. Ich bekam einen Punkt in Flensburg und eine Strafe von 80 Euro, denn alle Argumente bezüglich der Bremswirkung meiner alten Yamaha in Zusammenhang mit der nassen Fahrbahn, zeigten kaum Wirkung, denn das Argument der Polizistin, die übrigens ungewöhnlich jung und hübsch war (wobei mir die Hübschheit weniger suspekt vorkam als ihr Alter!), war irgendwie doch überzeugend: wenn das Mopped schlecht bremst, dann müssen Sie halt noch überlegter fahren! Okay…wo sie Recht hat, hat sie Recht! Und so tuckere ich mit meiner Yamaha RS 100, Baujahr 1980, mittlerweile noch langsamer und sehr vorausschauend durch die Gegend. Ich könnte jetzt auch wirklich nicht sagen, dass es weniger Spaß macht, immerhin ist es stressfreier, da mir das mit der roten Ampel nicht mehr passiert.

Also: am Besten ist es, man macht sich vorher schon Gedanken, in welche Richtung die Reise der Restauration gehen soll, dann vermeidet man es, hinterher noch einmal alles auseinanderbauen zu müssen, weil man sich entschieden hat, doch alles clean zu machen, den Rahmen lackieren oder pulvern zu lassen, etc. A propos Rahmen lackieren: ich konserviere meine Rahmen ja immer von innen mit Mike Sanders Korrosionsschutzfett. Das ist zwar wirklich eine Sauerei und viel Arbeit, aber es lohnt sich. Ihr kennt doch sicherlich noch den alten Golf 2, dem immer an der Heckklappe, die Suppe aus den Löchern lief. Rost von innen war da jedenfalls nie ein Problem. Ich lege meine Rahmen, nachdem ich sie unter Einsatz meines Lebens und vor allem unter Einsatz der richtigen Verarbeitungstemperatur und den dazu notwendigen Werkzeugen wie Heizplatte und Heißluftföhn versiegelt habe, auf den Dachboden meiner Scheune, wo im Sommer immer sagenhafte Temperaturen herrschen. Dann drehe ich die Dinger zweimal am Tag um und das Zeug drückt sich in alle Ecken und Kanten. Und wenn Ihr keine Scheune habt, tut es auch der Heißluftföhn. Oder einfach der Sommer! Es reicht, wenn Ihr die Rahmen in die Sonne legt, wartet bis sie sich aufgeheizt haben und sie dann mehrfach dreht…warten und nur ab und an etwas arbeiten: das ist sowieso die Schönste Art zu restaurieren. Ein wenig, wie wenn man Oliven erntet: einfach warten, bis sie runterfallen! Ist manchmal auch okay.

RD 50 M mit Aufkleber

Naja. Immer geht das natürlich nicht, weil von allein macht sich ja doch Nichts. Und glaubt mir, ich kenne diese Phasen, an denen die Projekte hängen, nur zu gut und werde auch ab und an davon heimgesucht! Immer, wenn ich in einem solchen Motivationstief stecke, helfen mir Oldtimer- oder Custombike-Magazine. Wenn ich sehe, was andere Menschen aus ihren Moppeds machen, dann inspiriert mich das und ich finde neue Kraft, um meine eigenen Projekte voran zu treiben. Ganz zu schweigen von den Technik-Tipps. Überhaupt kann ich Euch nur raten, Euch den ein oder anderen Freund mit in Eure Projekte zu involvieren. Ich habe einen guten Freund, der seine Projekte vollkommen anders angeht, als ich. Die meiste Zeit streiten wir uns, aber das gemeinsame Schrauben würde ich nicht missen wollen, auch wenn sein Pragmatismus mich wirklich oft an den Rand des Wahnsinns treibt. An anderer Stelle erzähle ich Euch gerne mehr von meinem Buddy. Nun aber möchte ich Euch nur noch diesen einen Tipp geben: baut Euch ein Netzwerk auf! Ihr müsst nicht immer alles Wissen, aber irgendwen kennen, der es weiss oder es kann. Und glaubt mir, es gibt immer irgendwo einen, der irgendwas besonders gut kann.

Ich fasse nochmal kurz zusammen:

  • auf jeden Fall als erstes darüber im Klaren sein, welche Art der Restauration Ihr für das aktuelle Projekt beabsichtigt
  • Netzwerk immer weiter ausbauen
  • bei Motivationsproblemen, einfach mal in ein Oldtimer-Magazin reinschauen!

Also, ab in die Garage oder Scheune und den 10er Ringmaul geschwungen! Nächstes Mal erzähle ich Euch, wie ich die Gabel der 50er aufgehübscht habe.

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Wir können, wenn wir wollen, genau wie die tollen…

Ich kann ein Mopped innerhalb von Stunden in seine Baugruppen zerlegen (außer bei einer RD, da dauert es im Allgemeinen noch nichteinmal eine Stunde, aber auch nur, weil ich die Dinger im Schlaf zerlegen kann). Okay, das können eine Schrottpresse und die Typen vom örtlichen Schrottplatz innerhalb von Sekunden, nur dass die dann den entscheidenden Part mit den Baugruppen einfach weglassen…

Wart Ihr mal auf einem Schrottplatz? Oder, wie sie heute genannt werden wollen, in einer Autoverwertung oder Altmetallrecyclinganlage – ich hab da mal ne rüde Ansage von der Sekretärin eines örtlichen Schrotthändlers bekommen. Ich fragte (berufsbedingt) nach einer Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer und sie sagte, dass das normal bei Ihnen sei. Mein über das Telefon zu hörendes Prusten war wohl nicht sehr förderlich für unsere weitere Kommunikation. Es ist schon lustig, wie namenfixiert wir heute allesamt sind, oder? Die Schrottis sind Altmetallrecycler, die Hausmeister sind  “Facility Manager”, Putzfrauen heißen immer noch Putzfrauen, aber der ganze unnötige Verpackungs-Scheiß nennt sich jetzt “grüner Punkt” und wird angeblich recycelt und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Ja, wird er, und zwar in Form von Rauch, der aus den Müllverbrennungsanlagen kommt. Und sowas wird uns marketingtechnisch, früher hieß das übrigens Werbung, immer und immer wieder solange vorgekaut, bis wir, ich auch, es glauben. Holen wir ein Tetra-Pak Milch aus dem Kühlschrank, so können wir darauf lesen, wie umweltfreundlich dieses Produkt doch ist. Und das, wo doch jeder, der für zwei Pfennig nachdenken kann, weiß, dass es unmöglich sein kann, dass man die sechs (!!!) Lagen Verbundstoff jemals vernünftig trennen kann. Bis heute gibt es keine wirklich relevanten Zahlen, lediglich die Aussage der Produzenten, dass der Karton aus nachhaltigem Holz hergestellt wird. Auch geil. Egal ob nachweisbar oder nicht, draufschreiben kann man es ja mal. Und da haben wir es wieder: weil es irgendwo steht, wird es auch geglaubt. Tue ich ja auch. Leider.

Jedenfalls ist der Besuch bei hauptberuflich tätigen Schrottis echt ein Erlebnis und wirklich spannend, egal ob Ihr der Empfangsdame denn gerade durch die Blume mitgeteilt habt, dass Sie unprofessionell arbeitet oder nicht. Das solltet Ihr auf jeden Fall mal tun und es spielt auch gar keine Rolle, ob ihr was benötigt oder nicht, schaut euch das Schauspiel einmal an. Falls sich noch jemand an die großartigen, hochauthenitschen und mega-sympathischen Ludolfs erinnern kann, die örtlichen Schrotthändler sind oft mindestens genauso chaotisch und unorganisiert, aber leider oftmals nicht mal halb so liebenswert…ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Peter, Uwe, Horst-Günter und Manni – “Die Ludolfs – 4 Brüder auf’m Schrottplatz” erst sehr, sehr spät kennengelernt. Und das auf Anraten meines damaligen Chefs, der mir ehrfurchtsvoll von der Serie berichtete. Vor allem von Peters unglaublichem Gedächtnis und Wissen um die Fahrzeugtechnik. Aber so schrullig, chaotisch und manchmal auch seltsam die Autoverwerter im Allgemeinen auch sein mögen (und ich weiß durchaus, dass das eine Verallgemeinerung ist!), so haben Sie im Re- oder auch Upcycling-Zirkus unserer Gesellschaft ja doch eine wichtige Aufgabe: das Restverwerten alter Autos! Und von denen gibt es im autoverrückten Deutschland ja mehr als genug. Ich für meinen Teil bin ja der Meinung, dass die beste Methode ein Auto zu verwerten immer noch folgende ist: einfach so lange fahren, wie es nur geht, etwas in die Pflege investieren und dann läuft das. Auch aus diesem Grund fuhr ich bislang immer nur alte Autos, vorwiegend 3er BMW der Baureihe E30, diese Fahrzeuge sind tatsächlich noch dafür gemacht, möglichst lange zu halten. Der Wechsel zu meinem neueren BMW X5 hat mich denn doch eher enttäuscht. An dieser Karre hatte ich mehr Reparaturen als an allen 3er BMW zusammen. Anscheinend sind diese Autos auch nicht mehr dafür gebaut, so lange wie möglich fahren zu können. Ich jedenfalls betrachte es als durchaus sinnvoll, ein Auto, egal welchen Fabrikats so lange wie möglich zu bewegen. Aber auch hier gibt es verschiedene Ansichten und so kann ich mich nur auf mein (Bauch-)Gefühl verlassen, denn bekanntermaßen darf man ja auch keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat.

Meine RD steht also auf der Bühne und ich bin bereit mit dem 10er Ringmaul Hand anzulegen. Gott-sei-dank habe ich direkt am Samstag Nachmittag nach dem Abladen noch daran gedacht, den Kompressor anzuwerfen und die Reifen mit Druckluft zu füllen, sonst ist die Schieberei, selbst dieser kleinen Moppeds, sogar wenn es nur 10 Meter sind, wirklich eine Qual. Daher nehme ich beim Abholen auch immer eine Pumpe mit, denn besonders bei älteren schweren Moppeds schiebt man sich, mit platten Reifen eine Rampe in den Anhänger hoch, wirklich die Augen vor den Kopf, der Rollwiderstand bringt einen um. Tatsächlich habe sogar ich manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich Sonntag morgens um 9 Uhr den Kompressor anmache. Ich meine, 9 Uhr? Da ist man normalerweise schon 2 Stunden am arbeiten und meine Nachbarn bekommen ja schließlich auch mit, wenn ich erst so spät anfange zu schrauben. Aber was will ich machen, manchmal muss man da halt durch und sich den kritischen Fragen wie: “Muss das heute sein?” stellen und mit einem fröhlichen und bestimmten “Ja” alle Zweifel und Zweifler beiseite schieben. Sollen sie sich doch in Ihrer Faulheit suhlen, wenn Sie meinen das macht Sie glücklich.

Mich jedenfalls macht der Anblick eines großen oder kleinen Klassikers, wie auch immer man das definiert, welche Kriterien man auch immer dafür anlegt, der auf meiner Hebebühne steht und nur darauf wartet, wieder gestartet zu werden und die große weite Welt (und sei es nur im Umkreis von 50 Kilometern) zu erkunden, glücklich. Welch seltsame und oft sehr unterschiedliche Definitionen von Glück wir doch alle haben. Und, naja, ich habe auch feststellen müssen, dass es alles andere als einfach ist, die in meinen Augen oft merkwürdigen Definitionen von Glück, die andere haben, zu respektieren und zu akzeptieren. Meine jedenfalls ist für so manchen sicherlich auch nicht nachzuvollziehen…

Aber egal, hier stehe ich nun und betrachte die RD. Beim Restaurieren ist mir immer wieder aufgefallen, dass ich gerne den Fehler mache, meine Bestellungen sammeln zu wollen. Um Porto zu sparen. Klappt aber nie! Bei mir jedenfalls. Und das, obwohl ich relativ rational und organisiert an eine solche Restauration herangehe. Ich kann den Aufwand recht gut einschätzen (okay…ich rechne dann immer nochmal 25 Prozent obendrauf, für die Komplikationen, die man auf Anhieb nicht sieht…) und genau das tue ich auch als Erstes. Wenn das Mopped zum ersten Mal auf der Bühne steht, das Licht ordentlich ist und ich Zeit und Muße habe, dann schnappe ich mir einen Block und lege los. Der Einfachheit halber fange ich vorne an und arbeite mich nach hinten. Das wichtigste dabei? Viel Platz, um die zerlegten Teile ausbreiten zu können und jede Menge Töpfchen oder Behältnisse, in die man Schrauben und Kleinteile hineinlegen kann, damit kleine Unterlegscheiben etc. nicht verloren gehen. Und der Tip, für den ich bestimmt drei hoffnungslos zerlegte Motoren und Moppeds gebraucht habe: nach Feststellung des Typs und des Baujahrs, das richtige Handbuch bestellen. Immer! Ausnahmslos immer bestelle ich zu Anfang einer jeden Restauration das passende Werkstatthandbuch. Und Abends, nachdem ich mir das Mopped ausführlich zu Gemüte geführt habe, suche ich Gleichgesinnte im Internet. Gottseidank gibt es in diesem dubiosen Neuland namens Internet immer wieder hier und da Lichtblicke, sogenannte Foren, in denen sich Gleichbekloppte (virtuell) treffen und austauschen können.

Ich fasse zusammen:

  • Bestellungen direkt ausführen, sammeln klappt eh nie
  • Handbuch bestellen
  • Foren zur Marke oder gar zum Typ des Moppeds suchen

Und dann loslegen, dass die Schwarte kracht!

Aller Anfang ist ….Quatsch!

Herrje,

Jeder kennt doch das alte Sprichwort, von wegen: „Aller Anfang ist schwer“. Oder gar…wenn man es denn mit der fernöstlichen Tradition halten möchte: „Jede Reise, beginnt mit einem ersten Schritt.“ Lao Tse oder war das Tolkien und es stammt aus dem Hobbit? Egal, die Werke der beiden Autoren ähneln sich eh und die Message ist jedenfalls die Gleiche: Es fällt einem im Allgemeinen (und vielen auch im Speziellen) besonders schwer, den Arsch in Eigeninitiative hoch zu bekommen. Und was soll ich Euch erzählen? Ich bin da nicht viel anders. Zumindest, wenn man meine Mutter fragt und sie wehmütig an meine Pubertät zurückdenkt.

Seltsamerweise – oder auch gar nicht seltsamerweise – geht mir das bei meinen diversen Mopped-Projekten nicht so! Die RD im Gepäck, wir haben Sie liegend im Anhänger transportiert, da man an der eh nichts mehr kaputt machen konnte – (das erste Motorrad, dass jemals so respektlos von mir verladen wurde), kommen wir zu hause an und im Geiste lade ich das Teil schon aus dem Hänger und stelle es auf die Bühne, auf das der fein-bläuliche Zweitaktdunst meine Scheune und letztlich auch meine Nachbarn erfreut und entzückt.

Allerdings, und das darf man auf keinen Fall verschweigen oder gar kleinreden, gibt es bei jeder Restauration oder jedem neuen Projekt immer wieder zwei Hürden zu nehmen – zumindest wenn man verheiratet oder liiert ist und die Holde das Hobby des Liebsten nicht voll und ganz mitlebt: Die Argusaugen der Frauen! Kaum sind wir in den Hof eingebogen und haben die Handbremse des Fahrzeugs angezogen, schon kommen die Damen der Häuser aus den Türen wie Wiesel herausgeschossen und wuseln ameisengleich um Anhänger und Auto. Ich steige aus und werde mit vor allem skeptischen Blicken empfangen. Noch bestehen vollkommen unberechtigte Zweifel daran, dass wir diesen totalen Schrotthaufen käuflich erworben haben. Aber da täuschen sich die Mädels. Ich bin wie einer dieser unsäglichen Fliegenfänger, die von der Decke hängen und die nach Tod stinken. Einmal mit in Berührung gekommen, so gibt es kein zurück mehr….wenn ich einmal Witterung aufgenommen habe und ein Mopped begutachtet habe, so gibt es keine andere Möglichkeit mehr, als dass das Dingen sich am Ende in unserem Anhänger befindet. Koste es, was es wolle (vor allem meistens meine Würde :-)).

Beim Ausladen kommt dann also der Augenblick der Wahrheit. Unsere Frauen begutachten die neu erstandene Tochter des Hauses, beschnuppern sie und befinden sie für….Scheisse auf zwei Rädern (womit sie nun leider nicht so unrecht haben). Was nun? Ich beruhige alle mit der Erinnerung an meine allererste RD, die bei der Abholung auch nicht soo viel Besser aussah, ausser dem Umstand, dass es sich damals um eine RD in Kartons handelte. Aber diese 50er stieg auch wie der Phoenix aus der Asche auf und ihr 16-jähriger neuer Besitzer freute sich bei der Probefahrt einen Ast ab. Nachdem also die offizielle Begutachtung durch die Verantwortlichen abgeschlossen war, konnte ich das kleine Mopped in meinen Hof, genauer gesagt in die Scheune und auf die Hebebühne fahren. Und dann kommt mein Augenblick der Wahrheit. Wenn ich das erste Mal an einem Mopped den 10er Ringmaul ansetze und eine Schraube löse, dann zeigt sich irgendwie, ob wir beide miteinander können oder auch nicht.

Am Anfang einer Komplett-Restauration gibt es für mich genau zwei Fallstricke, in die ich gerne mal tappe. Ich bin so heiß, dass ich vergesse Fotos zu machen, einen Plan zu entwerfen, alle fehlenden Teile zu notieren, usw. Dann will ich nur schrauben, schrauben, schrauben. Die neue Technik in mich aufsaugen und verschlingen, verbessern und verschönern. Dann vergesse ich die Zeit, den Ort,die Nachbarn, Essen und Schlafen (das Trinken vergesse ich nicht, wär ja auch noch schöner!). Der Anfang, so empfinde ich das zumindest, ist nie das Problem. Es geht um das Dranbleiben oder, um die Wort von John Irving zu nutzen,: „Du musst besessen sein und besessen bleiben. (Englisch: You’ve got to get obsessed and stay obsessed.)!“ Ja, darum geht es. Soviel steht fest.

Und wie gesagt, es gibt für mich immer zwei extrem große Fallstricke, am Anfang einer Restauration. Der eine ist sich in den Details zu verlieren und das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Der andere Fallstrick, der mich auch schon eiskalt erwischt hat: einfach aufhören, wenn das Chaos ausgebrochen ist. Dann gibt es sogenannte „abgebrochene Restaurierungen“. Ist mir selbst auch schon passiert. Und dann bedingt eins auch noch schnell das andere: man verliert das eigentliche Ziel, das fertige Restaurations-Objekt aus den Augen, man sieht das Chaos, die tausend Teile um die man sich kümmern musste, weiß schon gar nicht mehr, wo, geschweige denn mit was man anfangen sollte. Ich selbst greife dann gerne zur Waffe der Verdrängung und stopfe mein begonnenes Projekt in Kisten und verlade diese auf den Dachboden meiner Scheune. Aber ganz ehrlich: wer hat schon Lust auf 10 Kisten ein komplettes Mopped wieder aufzubauen? Ich nicht.

Der Mittelstand, er bricht!

Sowas ist für mich ja immer ganz schlimm, wenn jemand bricht, sich übergeben muß, wenn es einem dreckig geht, sowas kann ich nicht sehen, da springt mein Helfersyndrom sofort auf und ruft „Hier!!!“, da werde ich getrieben und kann meinen Mund einfach nicht halten. Schlimm, sowas. Aber kein Problem, ich kenne des Rätsels Lösung, ich weiß wie man den unheilbaren Patienten vor dem Tod bewahrt: Tabletten gegen Reiseübelkeit! Ich kannte mal ein Mädel, die hatte sowas immer in der Handtasche, obwohl sie nie verreist ist. Also, wirklich nie verreist ist. Sie war bisher erst einmal in ihrem Leben geflogen und das natürlich, wohin auch sonst, nach Malle. Ok, ich bin jetzt auch nicht so der Vielflieger und ganz ehrlich, aus dem Gedanken der gelebten Nachhaltigkeit heraus macht das auch wenig Sinn. Soviel Kerosin raushauen, nur um damit zu irgendeinem Ort zu kommen, an dem es genauso viele arme malochende Schweine gibt, wie an dem Ort, von dem man kommt.

Aber Scherz bei Seite. Das wird dem wegbrechenden Mittelstand auch nicht helfen. Man liest und hört es immer wieder: der Mittelstand stirbt, bricht weg. In ein paar Jahren, wird es den Mittelstand, wie wir ihn gekannt haben, wie wir ihn heute kennen und lieben gelernt haben, nicht mehr geben. Werden wir ihn vermissen? Um ihn trauern? Werden wir weinen? Uns vor Trauer, Wut und Zorn vielleicht übergeben müssen? Ich befürchte, all das werden wir nicht tun. Mir stellt sich spontan die Frage: Was hat der Mittelstand jemals für mich getan? Aber das ist nicht die Frage.

 

Das Wegfallen, Wegbrechen der Gesellschaftsstütze Mittelstand wird allüberall und von jedem, der es sich leisten kann, kritisiert, kommentiert und analysiert. Sogar die CSU hat eine Meinung dazu und weiß, dass es schlecht ist, wenn es keinen Meister Eder mehr gibt. Und das ist nicht nur schlecht für den kleinen Pumuckl, obwohl der dann wirklich arm dran ist. Aber wieso ist es schlecht? Und was wird dagegen getan? Und ist diese Entwicklung des Wegfalls denn wirklich so schlimm? Was werden die Folgen sein? Fragen über Fragen, die vor allem etwas außer Acht lassen, nämlich die Frage, wieso der Mittelstand wegbricht. Sozusagen, was die Wurzel des Übels ist, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Jetzt bin ich ja auch nicht gerade Albert Einstein und ganz bestimmt nicht Stephen W. Hawking, aber woher das alles kommt, hab sogar ich schnell rausgefunden? Und wie? Durch Beobachtung! Ganz einfach eigentlich und es gehörte auch gar nicht viel Grips dazu, wäre bei mir ja auch schon schwer geworden. Also, ich habe mir einfach ein paar kleine und mittelständische Unternehmen angesehen. Und dann habe ich überlegt, was denn früher anders gewesen ist. Oder besser, was die Unternehmen früher anders gemacht haben. Die Antwort liegt auf der Hand: früher war halt alles Besser! Quatsch….falsche Floskel. Was ich sagen wollte war, früher waren die Unternehmen kleiner. Das Wachstum wurde nicht so forciert. Früher hatten die Bauern (im Prinzip kleine oder mittelständische Unternehmen) einen Benz. Früher hatte der Schreiner, der Schuster und der Bestatter von nebenan einen Benz, ein eigenes Häuschen und es reichte jedes Jahr für einen schönen Urlaub in Italien. Und alle zwei Wochen auch für eine Runde am Tresen der Stammkneipe, sofern die gnädige Dame zu Hause denn so großzügig war. Und heute? Heute kostet der Benz, der Cayenne oder der X5 soviel wie zwei kleine Häuschen und der Urlaub findet nicht in Italien, sondern auf den Malediven statt. Außerdem ist das Häuschen ist nicht mehr klein, sondern eher schon riesig. Aber woher kommt das?

Ganz klar: der Mittelstand hat die Gier für sich entdeckt. Die Entdeckung der Gier, klingt fast so gut, wie die Entdeckung der Currywurst. Aber woher kommt das und was hat das für Auswirkungen? Nun, man braucht sich nur umzuschauen, überall wird mit schnellem Reichtum etc. geworben, die großen Konzerne machen es vor, die Stars im Fernsehen machen es nach, die Coaches und Unternehmensberater predigen es schon lange: Gier ist geil! Oder so Ähnlich. Nun fragt man zurecht, welche Folgen dieses Verhalten denn hat? Im Prinzip zeigen sich die Folgen allüberall, vor allem in unser aller Portemonnaie. Die Schere geht natürlich immer weiter auf und was der eine Mehr hat, hat der andere halt weniger. Das ist ja auch das absolut evidente am Prinzip Gier. Und damit das auch möglichst lange aufrecht erhalten wird und funktioniert, sucht man für die kleinen Säcke, die am Ende der Nahrungskette stehen, ebenfalls irgendwen, den sie mit Ihrer Gier über’s Ohr schlagen können. Und wer eignet sich besser, als der arme Schwarze aus Afrika? Wir beuten die dritte Welt, und zwar nicht nur Afrika, sondern auch Asien, Indien und Südamerika aus, schämen uns nicht dafür, weil wir ja selber von immer mehr Menschen und Institutionen ausgebeutet werden. Und so schließt sich der Kreislauf, der keiner ist, denn irgendwann ist Schluss und es gibt nichts und niemanden mehr, der etwas ausbeuten kann. Logisch, denn sogar unser Planet streckt irgendwann vor lauter Ausbeutung die Fühler von sich.

Und was heißt das nun? Was ist die Lösung? Kommt der Mittelstand denn jemals zurück, kann er sich erholen? Nein! Nichts kommt zurück. Der Mittelstand wird sich auch nicht erholen, denn unersättliche Gier ist eine DER Triebfedern unserer Marktwirtschaft und wird geschürt, wo es nur geht. Ich habe keine Lösung und sehe auch keine. Ich sehe die Entwicklung in den USA, wo die Menschen, um sich eine Wohnung im Moloch New York leisten zu können, einen zweiten Job annehmen müssen, neben ihrem 8 Stunden Hauptjob. Wohin führt uns das? Ich bin ja kein Hellseher (obwohl ich mal jemanden kannte, der behauptet hat, er könnte das), aber man sieht es ja jetzt schon. Bei den wenigsten reicht ein normaler acht Stunden Job, um eine Familie zu ernähren. Die Frau muss mitarbeiten gehen, die Kinder kommen in eine KITA und wir wundern uns, wohin unsere Gesellschaft abdriftet. Teilen ist halt gerade nicht In. Um Wieviel schlimmer es noch werden wird kann auch ich nicht sagen, aber das Vorbild USA läßt mich schon ein wenig zittern, vor Angst, aber auch vor Kälte. Läßt sich sowas lenken? Ich denke nicht und selbst wenn, dann dürfte es jetzt eh zu spät sein.

 

SICHERHEITSBESTIMMUNGEN

Sind denn nicht alle Sardinen gleich? Im Schwarm und in der Dose? Meine Meinung zu den Themen soziale Ungerechtigkeit und die Reichen

Immer wenn ich im Flugzeug sitze und die Mädels die Sicherheitsanweisungen aufsagen, frage ich mich, ob das nicht auch schneller geht.

Wenn ich mich nicht täusche, ist die Überlebensrate bei einem Flugzeugabsturz sehr gering. Würde es nicht einfach reichen zu sagen: wenn die Drissmaschine abstürzt, dann sind wir alle kaputt!

Immerhin: es wäre die Wahrheit! Ist ja durchaus selten genug, dass die einem erzählt wird.

Was finden Menschen nur am Fliegen?

Mit hunderten andern Typen und Mädels auf kleinstem Raum gefangen in einer Blechdose (naja, nur mit Mädels wäre das ja durchaus in Ordnung, für mich jedenfalls), die mit viel Glück und anscheinend etwas Physik auch abhebt. Ich bin einmal in meinem Leben in der Business-Klasse geflogen und was soll ich sagen? Die Sitze waren etwas breiter, was bei meinen Schultern auch wirklich ein Segen ist, wenn man das Ganze zum Bett umbaute, war der Scheiss aber immer noch zu eng, um vernünftig schafen zu können. „Lasst Euch in der Business-Class schön verwöhnen!“ sagte mein damaliger Chef, der uns den Flug sponserte. Ganz ehrlich, wer meint, das Essen in der Business-Class wäre besser als an irgendeiner versifften Imbissbude mit uraltem Frittenfett am Arsch der Welt, der frisst auch seine eigene Scheisse als Kunsthonig. Das ist genauso ein Scheiss-Frass wie überall im Flieger. Das ist ja auch echt nicht schlimm, beziehungsweise es ist doch klar. Man befindet sich in einer Blechbüchse, was weiß ich wieviel Kilometer hoch über dem Boden und da soll einer mit Feuer, Strom oder Gas ein ordentliches Steak braten zu können? Das kann doch nicht klappen, da braucht man doch nicht für studiert zu haben, um das wissen zu können.

Ich habe mal jemanden getroffen, der war so unglaublich stolz auf seinen Status als HON-Member der Lufthansa, der platzte fast und schwärmte mir vor, wie toll es sei ein HON-Member mit schwarzer American Express Karte zu sein. Bis dato wußte ich gar nicht, was das für ne Driss ist. Der HON-Circle. Mit welcher Ehrfurcht davon gesprochen wurde, welche geldwerten Vorteile es biete, welches Update deines Ansehens sich dadurch ergeben würden. Ich hatte von Alldem keine Ahnung, habe bis heute keinen blassen Schimmer, was das überhaupt genau ist und was die Anziehung oder die Faszination dieses Gedöns ausmacht. Aber hier und da klang es durchaus verführerisch: eine eigene Lounge, freies Essen (ok, das ist echt cool, da bin ich sofort dabei), einen eigenen Guide, der einen am Eingang des Flughafens abholt, zu der Lounge bringt und auch schließlich zum Gate begleitet. Was für ein Luxus!

Was finden Menschen nur daran, am Arsch geleckt zu werden? Wieso braucht man Butler?

Was ist das für ein Schlag Menschen, die der Meinung sind ihre Zeit sei wertvoller als die anderer Leute und ihre Hände dürften beim Abwischen ihrer Hintern nicht mit Scheisse in Berührung kommen, genau wie die anderer Leute?

Was zur Hölle nochmal denken solche Idioten? Ihr verschissenes Geld macht sie zu etwas, das nicht jeder andere Pisser mit ein wenig Kohle auch sein könnte?

Gibt es echt noch Menschen, die denken, sie seien der Inhalt Ihrer Brieftasche?

Aber zurück zur Fliegerei: bildet die Entwicklung der Fliegerei, des Geschäftstmodells „Fliegen“ nicht genau auch die Entwicklung unserer Gesellschaft ab? Aber wie geil: wenn das Dingen runtersegelt, sind alle gemeinsam vreckt, egal ob Business oder First. Müsste man in einer solchen Situation nicht eigentlich sowas wie brüderliche Verbundenheit fühlen?

Leider ist ja die letzte noch lebende Passagierin der Titanic kürzlich erst verstorben, die hätte man das mal fragen können…

Andererseits ist es gar nicht nötig, sich die Mühe zu machen. Wir brauchen nur vor unserer eigenen Tür zu schauen: Europa schottet sich ab, macht die Grenzen dicht und die armen Schweine aus Afrika können sehn, wo sie bleiben. Unsere Welt geht den Bach runter, aber anstatt zusammen zu rücken, schaut jedes Land, jeder Kontinent nur auf sein eigenes Konto und sorgt dafür, dass das möglichst gefüllt ist…